Diese Meldung ist vom 11.05.2001.
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Projekt "Sprachkompetenzzentrum"

Presse 11.05.2001

(j) "Sprachkompetenzzentrum Herten": Unter diesem Namen stellt der Hertener Bürgermeister Klaus Bechtel ein Projekt vor, mit dem erstmalig pilothaft und flächendeckend für eine ganze Stadt sichergestellt werden soll, dass alle ...

(j) "Sprachkompetenzzentrum Herten": Unter diesem Namen stellt der Hertener Bürgermeister Klaus Bechtel ein Projekt vor, mit dem erstmalig pilothaft und flächendeckend für eine ganze Stadt sichergestellt werden soll, dass alle Schulanfänger bereits beim Eintritt in die Grundschule über die notwendigen Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen, um den Unterricht folgen zu können.

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Herten (wie auch in anderen Städten) steigt weiter an. Gleichzeitig beklagen die Leiterinnen und Leiter der Grundschulen ein ständiges Sinken der Sprachkompetenz der Schulanfänger. Mit der Folge, dass die weitere Schulkarriere der ausländischen Kinder nach der Grundschule die schlechtesten Prognosen aufweist. Damit steht fest, dass die Begabungsreserven der ausländischen Schülerinnen und Schüler nicht hinreichend mobilisiert werden.

Da die spätere Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben entscheidend durch schulische Qualifikationen mitbestimmt wird, will die Stadt Herten künftig konkrete Schritte unternehmen, um die bisherigen Defizite auszugleichen, die sich auf mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache begründen.

Dies soll geschehen mit Hilfe des Projektes "Sprachkompetenzzentrum Herten", das nach Genehmigung durch die zuständigen Ministerien und die Schulaufsicht realisiert werden soll. Das Projekt besteht aus mehreren Bausteinen bzw. Phasen und soll wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden, um daraus Handlungsempfehlungen für andere Städte in vergleichbarer Lage abzuleiten.

 

"Begleitung von der Geburt bis zur Einschulung"

1. Nach Geburt (oder Zuzug nach Herten) sollen alle Kinder individuell erfasst werden, bei denen auf Grund eines Migrationshintergrundes vermutet werden kann, dass sie eine mangelnde Sprachkompetenz im Deutschen entwickeln werden. Durch mehrsprachige schriftliche Erziehungsratgeber und gezielte Veranstaltungen sollen die Eltern auf ihre besondere Verantwortung für die Spracherziehung der Kinder aufmerksam gemacht werden. In persönlichen Beratungsgesprächen sollen Eltern aufgeklärt und über Möglichkeiten der Sprachförderung informiert werden.

2. Bei der Aufnahme in den Kindergarten werden alle Kinder hinsichtlich ihrer sprachlichen Fähigkeiten getestet und eingeschätzt. Bei Defiziten in der sprachlichen Entwicklung muss bereits in den Kindergärten ein erstes Förderprogramm zur Verbesserung der Sprachkompetenz einsetzen.

3. Ein Jahr vor der Einschulung wird erneut ein Sprachtest durchgeführt. Reichen die Sprachkenntnisse zum Besuch der Grundschule nicht aus, wird den Kindern ein intensiver, ihrem Alter angepasster Sprachkurs angeboten.

4. Bei der Einschulung wird der sprachliche Status der Kinder festgestellt. In einem Verfahren werden Kinder, die nicht über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, von der Grundschule zurückgestellt und an besondere Sprachfördergruppen des "Schulkindergarten" überwiesen. Neben der allgemeinen Förderung der Schulreife wird im Schulkindergarten bei diesen Kindern besonderer Wert auf die Entwicklung der Sprachkompetenz gelegt.

5. Eine, trotz dieser Vorbereitung, weiter bestehende fehlende Sprachkompetenz kann auf eine Lernbehinderung hindeuten, die eine intensive Förderung der Kinder in der Primarstufe der Schule für Lernbehinderte sinnvoll scheinen lassen könnte, um dann zur Sekundarstufe 1 eine erfolgreiche Umschulung in das Regelschulsystem zu erreichen.

Bürgermeister Bechtel strebt an, die Hertener Offensive zur Steigerung der Sprachkompetenz zu einem Projekt "Lernallianz Ruhr" der Projekt Ruhr GmbH zu machen. Bechtel wörtlich: "Jeder berufliche Qualifikationsversuch wird erschwert, wenn die deutsche Sprache nicht beherrscht wird. Wir müssen dort frühzeitig fördern, wo die Lernkapazitäten noch am höchsten sind, nämlich bei den kleinen Kindern."