Diese Meldung ist vom 07.10.1998.
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Pflegekinder und ihre Rechte

Presse 07.10.1998

Was bedeutet das neue Kindschaftsrecht für Pflege- und Adoptivkinder?

Zu diesem Thema sind mehr als 100 interessierte Pflegeeltern aus dem gesamten Kreisgebiet am 01. Oktober ins Hertener Glashaus gekommen. Sie ...

Was bedeutet das neue Kindschaftsrecht für Pflege- und Adoptivkinder?

Zu diesem Thema sind mehr als 100 interessierte Pflegeeltern aus dem gesamten Kreisgebiet am 01. Oktober ins Hertener Glashaus gekommen. Sie alle wollten sich über die Gesetzesregelungen des neuen Kindschaftsrecht informieren.

Die Kölner Referentin, Rechtsanwältin Claudia Marquardt, hat in ihrer 10jährigen Berufspraxis zahlreiche Kinder und Pflegeltern in Sorgerechtsprozessen begleitet und erlebt. Sie weiß, "wie wenig Verständnis auch heute noch Kinder finden, wenn sie enge gefühlsmäßige Bindungen zu Ersatzeltern aufgebaut haben".

Das neue Kindschaftsrecht bietet dabei seit dem 01. Juli einige Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation von Dauerpflegekindern. Claudia Marquardt blieb bei Ihrer Bewertung dieses Gesetzeswerkes vorsichtig, denn "die Auswirkungen unter Berücksichtigung des Kindeswohls sind noch nicht einzuschätzen". Ihre Erfahrungen: "Zu oft vergleichten Richter, Rechtsanwälte und Sozialarbeiter Streitigkeiten um ein Pflegekind mit der Situation getrennt lebender Eltern.

Sie berücksichtigen nicht, daß ein Dauerpflegekind eine vollständig neue, ihm positiv zugewandte Ersatzfamilie hat, und klar wissen muß, wo es hingehört, wer es beschützt".

Wichtig für die interessiert nachfragenden Teilnehmer dieses Abends waren Hinweise der Referentin auf die Möglichkeit, daß Kindern ein "Anwalt des Kindes" beigeordnet werden kann, wenn etwa die leiblichen Eltern die Rückgabe aus der Pflegefamilie verlangen. Für dauerhaft untergebrachte Pflegekinder können deren Ersatzeltern Angelegenheiten der elterlichen Sorge wahrnehmen; im Einzelfall sollten sie zum Vormund bestellt werden können. Nur so würde ein Kind

seine Pflegeeltern langfristig auch als Person erleben, die "etwas zu sagen haben", die nicht im Entscheidungsfall immer auf einen beruflich tätigen Amtsvormund zurückgreifen müssen", war eine Empfehlung aus der Praxis von Frau Marquardt.

Auch ein Rahmenprogramm wurde an diesem Abend den Zuhörern geboten. Die städtischen Mitarbeiter des Hertener Pflegekinderdienstes organisierten einen Info-Markt, der den Teilnehmern der Veranstaltung die Möglichkeit bot, sich mit Broschüren und Arbeitsmaterialien zu versorgen. Das Info-Material wurde bereitgestellt von den Mitveranstaltern, den Pflegekinderdiensten des Sozialdienstes katholischer Frauen und der Städte Dorsten, Datteln und Marl.

Fazit: Das große Interesse an diesem Abend ist für die Sozialarbeiter "Ermutigung, auch zukünftig gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren, Pflegeeltern regelmäßig zu Fortbildungen einzuladen".