Diese Meldung ist vom 12.11.1999.
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Neue Ideen zur Verbesserung der Sprachkompetenz ausländischer Kinder

Presse 12.11.1999

"Der neue Ausländerbeirat wird in die Moscheen gehen und bei den türkischen Landsleuten für den verstärkten Erwerb der deutschen Sprache werben." Diese Ankündigung von Ersoy Sam, dem Vorsitzenden des Hertener ...

"Der neue Ausländerbeirat wird in die Moscheen gehen und bei den türkischen Landsleuten für den verstärkten Erwerb der deutschen Sprache werben." Diese Ankündigung von Ersoy Sam, dem Vorsitzenden des Hertener Ausländerbeirates, wurde bei der zweiten Themenkonferenz zum Thema Sprachkompetenz am 8. November 99 im Gemeindehaus der Evangelischen Friedenskirche mit viel Applaus aufgenommen.

Die mehr als 50 Teilnehmer aus Schulen, Kindergärten, Sozialen Einrichtungen, Stadt und Politik entwickelten und diskutierten bei dem Treffen viele interessante Ideen. Alle Maßnahmen sollen dazu dienen die Deutschkenntnisse der ausländischen Kinder und Jugendlichen in Herten zu verbessern. Die Anregungen sollen zu einem Konzept gegossen werden, das bei der zweiten Zukunftswerkstatt Schule am 3. Dezember diskutiert wird.

Zum Ablauf der Veranstaltung: Zunächst trugen TeilnehmerInnen, der vier seit Mai tagenden Ortsteilarbeitsgruppen ihre Vorschläge und Ergebnisse vor. Danach referierte Frau Dr. Dittrich vom Zentrum für Türkeistudien in Essen über eine Methode des multikulturellen Konfliktmanagements: Das sind Workshops in kleinen Gruppen verschiedener Nationalitäten, in denen konkrete Konflikte gemeinsam bearbeitet werden. Außerdem informierte Frau Dr. Dittrich über Ergebnisse einer neueren Untersuchung zum Lebensgefühl junger Türken in Deutschland.

Herr Iffland vom Institut für Sozialplanung und Organisationsentwicklung in Essen berichtete über die Erfahrungen eines multikulturellen Kindergartens und über die Ergebnisse einer Elternbefragung. Jürgen Ritzka, Geschäftsführer der Hertener AWO, stellte die neueren konzeptionellen Entwicklungen der Arbeiterwohlfahrt zur Integration im Kindergarten vor.

Eine anschließende Diskussion wurde von Gregor Spohr moderiert: Zu den wichtigsten Ideen, die von den Arbeitsgruppen und in der Diskussion zur Förderung der Sprachkompetenz zusammengetragen und konkretisiert wurden, gehörten unter dem Stichwort Familie: Die Einbeziehung der ausländischen Eltern - vor allem der Mütter - in den Alltag von Kindergarten und Schule. Sie sollen ermutigt werden, ihre zweisprachigen Fähigkeiten einzubringen, zum Beispiel durch die gleichzeitige Bearbeitung der Themen aus Kindergarten und Schule. Das fördert die muttersprachlichen Fähigkeiten der Kinder, die wiederum wesentliche Grundlage für den Erwerb der Zweitsprache Deutsch sind.

Gemeinsame Feste der unterschiedlichen Kulturen sollen den Austausch und das Verständnis füreinander fördern. Auch die Idee von gemeinsamen Krabbelgruppen für türkische und deutsche Kinder wurde erwogen.

Zum Stichwort Stadt/Politik: Die öffentliche Hand soll weitere Ressourcen für die Anstrengungen von Schule und Kindergärten bereitstellen, weil die Arbeit in Gruppen mit Kindern mehrerer Nationalitäten arbeitsaufwendiger und damit kostenintensiver ist. Als zentrale Stelle soll die Stadt einen Austausch zwischen den Vertretern aller sozialen Kräfte in den Ortsteilen, koordinieren. Vor allem die Zusammenarbeit mit den "Autoritäten" der islamischen/türkischen Vereinigungen wird für eine erfolgreiche Entwicklung als notwendig angesehen.

Zum Stichwort Schule und Kindergarten: Hier wurden vor allem Fortbildungen für ErzieherInnen und LehrerInnen genannt. Kleinere Klassen und Gruppen, verstärkte Ausbildung in multikultureller Erziehung und Zweisprachigkeit der Erziehungskräfte könnten zur Verbesserung der Sprachkompetenz beitragen. Da hierzu Änderungen auf der Landesebene notwendig sind, sollen die Landespolitiker für diese Ideen gewonnen werden.