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Anlässlich der diesjährigen Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag gedachten rund 100 Bürgerinnen und Bürger am Margarete-Stein-Platz in Herten der Opfer von Kriegen in der Welt. Schülerinnen und Schüler aus Herten sowie Vereine und Ehrenamtliche unterstützten die Veranstaltung am Sonntag, 17. November, mit musikalischen, kulturellen und künstlerischen Beiträgen. Bürgermeister Matthias Müller legte gemeinsam mit Peter Ziegel, Vorsitzender des VdK Herten, Kränze vor den zwei Denkmälern nieder.
Als um 10 Uhr die Trompete von Ingo Jülicher erklang, schien es, als würde auch der Himmel wegen der vielen Toten und Opfer vergangener und aktueller Kriege weinen. „Jedes Jahr halten wir inne, um des großen Leids der Menschen in der Vergangenheit, Gegenwart und leider auch in der Zukunft zu gedenken. Wir erinnern uns an die Millionen Opfer vergangener Kriege und an die Hunderttausenden, die durch aktuelle Konflikte ihr Leben verlieren. Dabei kennen wir doch die Bedingungen, die zu Kriegen führen. Wir kennen die geschichtlichen Fakten. Wir wissen, welche Voraussetzungen Konflikte begünstigen. Gerade weil es manchmal so scheint, als sei unser heutiges Innehalten und Gedenken sinnlos, wird doch umso deutlicher, wie wichtig es ist, dass wir standhalten. Dass wir in die Welt hinausrufen: Wir wollen Frieden,“ so Bürgermeister Matthias Müller in seiner Eröffnungsrede am Volkstrauertag am Margarete-Stein-Platz in Herten. „Unsere Botschaft, den Frieden zu erhalten, muss unter die Haut gehen. Es muss uns berühren, wenn Menschen leiden. Es muss uns unter die Haut gehen und da muss es auch bleiben. Heute gedenken wir, aber wir machen uns auch gegenseitig Mut: Mut, uns zu engagieren – für Empathie, für Toleranz und für den Frieden auf der ganzen Welt.“
Da Krieg sie sprachlos mache, gab es von den Schülerinnen und Schülern der Martin-Luther-Schule eine tänzerische Darbietung samt stiller Plakataktion. Eine Schülerin und ein Schüler der Rosa-Parks-Schule trugen einen Dialog vor, der sich mit aktuellen Kriegen befasste, aber auch Mut und Hoffnung durch Gemeinsamkeiten machte. Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Schule machten mit ihren Redebeiträgen zu Eritrea, der deutschen Kolonialzeit in Afrika und den Verbrechen an Sinti und Roma in Deutschland nachdenklich. Außerdem sang eine Schülerin ein in der Schule komponiertes Lied für Frieden. Im Poetry Slam des Städtischen Gymnasiums Herten verarbeiteten Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken und Gefühle zu Kriegen mithilfe von Worten.
An das Leid, das durch Kriege entsteht und Menschen zugefügt wird, sollten alle Beiträge mahnend erinnern. So trugen für die Arras-Freunde, den Freundeskreis Doncaster und den Freundeskreis Szczytno-Herten die drei Mitglieder Dr. Babette Nieder, Christa Vanselow und Jürgen Hoffmann gemeinsam das Gedicht „Krieg dem Kriege“ von Kurt Tucholsky vor. Gerd Lange, Vertreter der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten, las aus dem Brief eines französischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg vor und Selman Duran vom Zentrum für Bildung und Integration e. V. sprach ein Friedensgebet.
Musikalisch begleitet wurde der Volkstrauertag vom Orchester des städtischen Gymnasiums Herten, das von Hugo Distler das Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und von Leonard Cohen „Halleluja“ spielte, sowie vom Shanty-Chor Herten mit dem „Abendgebet am Kai“.
Historischer Hintergrund
1922 wurde der Volkstrauertag durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Während des Nationalsozialismus wurde die eigentliche Bedeutung entfremdet. So erklärten die Nationalsozialisten 1934 den Tag zum Staatsfeiertag, der unter dem Namen „Heldengedenktag“ bekannt wurde. Überall, auch in Herten, entstanden Kriegerehrenmale. So erhielt auch das Kriegerehrenmal am „Alten Friedhof“, an dem die Stadt bis heute den Volkstrauertag begeht, ein Eingangstor mit Aufmarschplatz. Die jeweiligen Ortsgruppen der NSDAP richteten diese Veranstaltungen aus und nutzten sie für ihre Propagandazwecke. Seit 1950 wird der Volkstrauertag wieder jedes Jahr im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen. Dabei ist der ursprüngliche Gedanke an Versöhnung und das Gedenken der Opfer wieder in den Mittelpunkt gerückt.