Diese Meldung ist vom 17.03.2006.
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Foto-Serie von Wolfgang Quickels beim Pixelprojekt Ruhrgebiet

17.03.2006

Foto-Serien aus dem Ruhrgebiet werden einmal im Jahr vom Pixelprojekt Ruhrgebiet ausgestellt. Einer der Fotografen, die in diesem Jahr mit einer Serie dabei sind, ist Wolfgang Quickels. Er arbeitet als ...

Foto-Serien aus dem Ruhrgebiet werden einmal im Jahr vom Pixelprojekt Ruhrgebiet ausgestellt. Einer der Fotografen, die in diesem Jahr mit einer Serie dabei sind, ist Wolfgang Quickels. Er arbeitet als Fotograf bei der WAZ Herten und hat bereits mehrere Herten-Bildbände herausgegeben. Beim Pixelprojekt Ruhrgebiet hat er sich mit der Serie "Erst stirbt die Zeche, dann stirbt die Stadt" erfolgreich beworben.

Die Fotoserie umfasst 30 Schwarz Weiß Fotos im Format 30 mal 45. Sie wird mit den anderen angenommenen Serien vom 16.3. bis 23.4. 2006 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen, Munscheidstr. 14 präsentiert. Ab heute kann man die Serie auch im Internet sehen (www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de).

Zu seiner Bilderserie "Erst stirbt die Zeche, dann die Stadt" sagt der Fotograf Wolfgang Quickels:

"Die Fotos dieser Fotoserie über den Arbeitskampf der Bergarbeiter der Zeche Ewald in Herten sind entstanden in den Jahren 1987 bis 1997. Als Bildredakteur der WAZ in Herten fotografierte ich sehr viele Aktionen, Proteste und Betriebsversammlungen der Bergleute. In diesem Zeitraum war Herten angeblich Europas größte Bergbaustadt. Das Motto der Protestbewegung war in diesen Jahren der Spruch: "Erst stirbt die Zeche, dann die Stadt." Die meisten Hertener Bürger sahen das auch so und solidarisierten sich mit den Forderungen der Kumpel.

Fast alle Kumpel waren Mitglied in der IGBE und die Aktionen und Demos wurden auch von Betriebsrat und Gewerkschaft organisiert. Alles lief zumindest zu Anfang recht geordnet ab. Viele Aktionen sollten die Stärke und Kampfbereitschaft der Kumpel demonstrieren um die Verhandlungsposition der IGBE zu stärken. Doch den meisten Bergleuten ging es um viel mehr, kämpften sie doch für ihren Arbeitsplatz und nicht für einen geordneten Rückzug.

Am 2. April 1987 läuft das Fass zum ersten Mal über: Vor allem junge Kumpel aller drei Zechen in Europas größter Bergbaustadt gehen auf die Straße: Aus Angst um ihren Arbeitsplatz. Zur Teilnahme an der nächsten großen Protest-Kundgebung am 4. September 1987 lädt Hertens Bürgermeister Willi Wessel nachdrücklich alle ein, "denn es geht um die Zukunft der ganzen Stadt". NRW-Wirtschaftsminister Jochimsen reiht sich in den Protestzug ein. 15000 Menschen sind an diesem Tag in die Hertener Innenstadt gekommen, um für die Sicherung des Bergbaus zu demonstrieren.

Zur öffentlichen Betriebsversammlung auf Ewald am 5. Februar kommen auch Frauen und Kinder, die Kumpel hatten auf dem Wochenmarkt zur Teilnahme aufgerufen, NRW-Arbeitsminister Franz Müntefering macht - kurz vor dem Wahlkampf - eine Stippvisite auf Ewald. Acht Tage später halten die Kumpel mit Fackeln Mahnwache auf der Halde: Sie wollen ein Zeichen nach Bonn schicken, wo die Kohlerunde tagt. Doch am Tag danach wird noch Öl ins Feuer gegossen: Während in Herten das Mahnfeuer loderte, wurde in Bonn nicht einmal über die Forderungen der Kumpel geredet!

500 Fackeln und 8000 Teelichter entzünden Bergleute am 7. November 1996 auf dem Hertener Marktplatz, um das Gespenst des Zechensterbens zu vertreiben, Schüppenstiele als Schlagstöcke symbolisieren die Kampfbereitschaft. Im März 1997 eskaliert der Protest. Bei spontanen Arbeitsniederlegungen lassen die Kumpel sich auch von ihren Betriebsräten nicht mehr steuern. Sie lassen in Herten den Verkehr zusammenbrechen, zu Fuß und per Motorrad und Autokorso. Am 11. März 1997 schließlich stürmen sie die Autobahn A 2. Die Autofahrer haben zum Großteil wenig Verständnis, aber die Wut und Hilflosigkeit der Kumpel ist zu groß, als dass sie abziehen mögen."