Diese Meldung ist vom 26.09.2003.
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Filmfrühstück in Kaffeehausatmosphäre

Presse 26.09.2003

Am Montag, 29. September, findet im Rahmen der Seniorenaktivtage im Bürgerhaus-Süd ein Filmfrühstück in Kaffeehausatmosphäre statt. Dabei geht es um Altwerden und Jungbleibenwollen, aber auch um geselliges Beisammensein.

"Hunger nach Jugend" ist der Titel des Films der Regisseurin Petra Otto, die einen Professor für Hormontherapie, Alter 64 Jahre, die 81jährige Gertrud Geiger, Bewohnerin eines Pflegeheims, den 80jährigen Fernsehpfarrer Jörg Zink und eine erfolgreiche Immobilienmaklerin, Mitte 40, in ihrer alltäglichen Umgebung besucht und mit ihnen über das Altwerden oder auch den Wunsch von ewiger Jugend spricht. Alle haben dabei eine sehr individuelle Sicht der Dinge und sind gleichzeitig Repräsentanten ihrer Generation.

Ein sehr persönlicher Film, der Wünsche und Hoffnungen widerspiegelt, die jeder von uns mit sich trägt. Ein Film über die Endlichkeit der Jugend, aber auch ein Film der Mut macht, das Altern anzunehmen.

In gemütlicher Kaffeehausatmosphäre, zu ungewohnter Stunde, ein ungewöhnlicher Film. Herzlich eingeladen sind alle, die vom Älterwerden betroffen sind, gerne gemütlich Frühstücken und über das Eine oder Andere sprechen möchten.

Der Eintritt ist frei.

Und so beschreibt Petra Otto den Inhalt ihres Films:

HUNGER NACH JUGEND

Vom Altwerden und Jungbleibenwollen

Die Zeiten, in denen Alter mit Erfahrung, Reife und Weisheit verbunden war, in denen Äußerlichkeiten in den Hintergrund traten, scheinen vorbei. Heute

gilt: Je besser, je jugendlicher jemand aussieht, desto mehr gesellschaftlich hoch bewertete Attribute werden ihm zugeschrieben. Er gilt als erfolgreich, dynamisch, kompetent und leistungsstark.

Rolf-Dieter Hesch ist 64, aber das sieht ihm keiner an. Er fährt Wakeboard, geht ins Fitnessstudio, raucht nicht und ernährt sich gesund. Hensch ist an der Universität Konstanz Professor für Biologie und Medizin, Fachgebiet Hormontherapie. Hesch hat den Testosteronspiegel eines jungen Mannes, das merkt er selbst und das spüren auch die anderen.

Körperkult ist Trumpf, die Wellnessbranche erlebt einen nicht zu bremsenden Auftrieb. Gesundheit ist häufig kein Schicksal, man kann sie fördern und erhalten.

Fitness statt Fast-Food

Annelinde Emmer ist erfolgreiche Immobilienmaklerin in München. Hunger nach Jugend heißt für sie nicht in erster Linie weniger Falten, sondern jugendlicher Elan. Täglich geht sie vor dem Frühstück joggen, Fast-Food ist für sie tabu. Disziplin, die Spaß macht, findet sie. Und manchmal geht sie mit ihrem Mann für ein paar Tage ins Wellness-Hotel. Da schaut sie nicht aufs Geld.

Sozialpsychologe Frey sieht darin auch eine Gefahr. Wenn jugendliche Ausstrahlung zunehmend zur gesellschaftlichen Verpflichtung wird, dann gibt es immer den, der da nicht mitkommt, der aus dem Schema rausfällt. Körperbewusstsein ja, Körperkult jedoch deckt auch andere Bedürfnisse zu: den Wunsch, angenommen zu sein, wie man ist, oder die Fähigkeit, sich selbst zu lieben - auch mit "Defiziten".

Zufrieden altern

Als Gertrud Geiger im vergangenen Jahr mit 80 einen leichten Schlaganfall hatte, kam sie ins Pflegeheim. Sie ist dankbar, dass man ihr hilft, sie hat gelernt sich anzupassen. Typische Eigenschaften der Kriegsgeneration, für die Wörter wie Selbstverwirklichung und Körperbewusstsein kaum eine Bedeutung haben.

Jörg Zink ist 80 und privilegiert, sagt er. Er ist seit 60 Jahren glücklich verheiratet und wird gerne alt. Darüber hat der bekannte Fernsehpfarrer ein Buch geschrieben. Er kommt zurecht damit, dass er langsamer und unkonzentrierter wird, für ihn gehört das zum Lauf des Lebens. Jörg Zink bedauert, dass so viele Menschen sich nicht auf diesen letzten Lebensabschnitt freuen. Auf die Zeit, mit sich selbst ins Reine zu kommen, Bilanz zu ziehen und loslassen zu können.