Diese Meldung ist vom 30.05.2002.
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Hertener Pflegekinderdienst mit Förderpreis ausgezeichnet

Presse 30.05.2002

Der Pflegekinderdienst der Stadt Herten wurde für seine Arbeit mit dem Hauptpreis der "Stiftung zum Wohl des Pflegekindes" ausgezeichnet. Grund für die besondere Anerkennung ist eine Studie zur Qualitätsentwicklung der ...

Pflegekinderdienst (05/02)
Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis der "Stiftung zum Wohl des Pflegekindes" wurde der Pflegekinderdienst der Stadt Herten (v.l.): Katja Nowacki, Heinzjürgen Ertmer und Wolfgang Behr.
Studie Pflegekinderdienst (05/2002)
Studie Pflegekinderdienst (05/2002)

Der Pflegekinderdienst der Stadt Herten wurde für seine Arbeit mit dem Hauptpreis der "Stiftung zum Wohl des Pflegekindes" ausgezeichnet. Grund für die besondere Anerkennung ist eine Studie zur Qualitätsentwicklung der Arbeit in Herten in den Jahren 1980 bis 1995.

Heinzjürgen Ertmer, Leiter des Bereichs Hilfe zur Erziehung, und Wolfgang Behr vom städtischen Pflegekinderdienst haben in den 15 Jahren ihre subjektiven Erfahrungen zusammengetragen und versucht, daraus Rückschlüsse für die weitere Arbeit herzuleiten. Ein durchaus erfolgreiches Konzept, denn mit einer Abbruch-Quote der Pflegeverhältnisse von 19% liegt Herten weit vor den anderen Städten, in denen im Schnitt 30% der Verhältnisse abgebrochen werden. Dabei handelt es sich bei den Daten um repräsentative Ergebnisse, da in Herten eine Totalerhebung gemacht wurde, in der alle 63 Fälle des genannten Zeitraums berücksichtigt worden sind.

Als wichtiges Kriterium für den Hertener Erfolg haben sich in der Studie vier Hypothesen herausgestellt, die durch die Studie verifiziert wurden:

     

  • Pflegeverhältnisse von gemeinsam untergebrachten Geschwisterkindern scheitern öfter als solche mit getrennter Unterbringung.
  • Pflegeverhältnisse scheitern weniger häufig, wenn zwischen dem Verlassen der Herkunftsfamilie und der Aufnahme in die Pflegefamilie ein Aufenthalt in einem Heim oder einer Klinik liegt.
  • Pflegeverhältnisse scheitern öfter, wenn die Kinder Besuchskontakte zu ihren Eltern haben.
  • Es scheitern weniger Pflegeverhältnisse, wenn eine qualifizierte Betreuung und Beratung für Pflegekinder und Pflegefamilien stattfindet.
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Für die Arbeit des Pflegekinderdienstes der Stadt Herten bedeutet dies, dass gewisse Kriterien bei der Vermittlung eingehalten werden, vor allem aber die Familien und Kinder intensiv betreut werden. "Dazu gehört auch der 'Einkauf' von Fachleuten, die dem Pflegeverhältnis über Krisen hinweg verhelfen", erklärt Heinzjürgen Ertmer. Durch die Studie bekommt die Arbeit in Herten objektivere Kriterien, die bei der Vermittlung von Pflegekindern für eine möglichst hohe Erfolgsquote sorgen sollen und bereits gesorgt haben. Zudem ist das Konzept der Hertener auf andere Städte übertragbar.

"Die Studie ist von beträchtlicher überregionaler Bedeutung", urteilt auch Prof. Kurt Eberhard von der Fachhochschule Berlin, der in Holzminden den zweiten Preis entgegennahm. Das Ergebnis zeige, dass das Konzept, das der Hertener Arbeit zugrunde liegt, sich besser bewährt habe als Programme, die nach anderen Konzepten arbeiten, so der Fachmann. Durch das Werk des Pflegekinderdienstes haben die Thesen rechnerische Beweise bekommen. Detaillierte Informationen finden alle Interessenten in dem 50 Seiten starken Werk, dass die Verantwortlichen herausgegeben haben. Es ist direkt beim Pflegekinderdienst der Stadt Herten für fünf Euro zu bekommen (Kontakt: pflegekinderdienst@herten.de oder 02366-303501). Die Studie steht auch als PDF-Datei zum Download am Ende dieser Seite zur Verfügung. (Weitere Infos auch unter www.agsp.de/UB_Forum/Rezensionen/Rezension_40/rezension_40.html ).

Die 2500 Euro, die mit dem Ende April verliehenen Preis verbunden sind, sollen wieder in die Forschung fließen, um die Qualität der Vermittlung von Pflegekindern weiter zu verbessern. Die Autoren der Studie, die freiberufliche Diplom-Psychologin Katja Nowacki und Heinzjürgen Ertmer, möchten "das Zahlenwerk mit Inhalten füllen", also tiefer in die Thematik eindringen. Bislang liegen der Arbeit aus Gründen der Anonymität lediglich statistische Werte zugrunde. "Wir würden aber gerne rückblickend einige Biografie-Verläufe kennen lernen, um daraus weitere Erkenntnisse zu gewinnen", sagt Katja Nowacki. Auf diese Weise könne die Vermittlung von Pflegekindern weiter verbessert werden.