Diese Meldung ist vom 31.07.2002.
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Ein Stück Natur im Isotopen-Labor

Presse 31.07.2002

Wer schon einmal seitlich am Gebäude des Zukunftszentrums vorbeigegangen ist, hat die Mitarbeiter des Institut Fresenius ganz sicher schon ein wenig bei der Arbeit beobachtet. Die großen Glaskolben und Computer ...

Institut Fresenius (07/02)
Stefan Bierbrodt untersucht im Institut Fresenius im Zukunftszentrum Bodenproben, die mit Pflanzenschutzmitteln bearbeitet worden sind.

Wer schon einmal seitlich am Gebäude des Zukunftszentrums vorbeigegangen ist, hat die Mitarbeiter des Institut Fresenius ganz sicher schon ein wenig bei der Arbeit beobachtet. Die großen Glaskolben und Computer in Laboratmosphäre sind nicht zu übersehen.

An der Tür prangt ein Schild, das auf Radioaktivität hinweist. Anfangs hatten die Bürger und Passanten deswegen ein mulmiges Gefühl. Doch durch Laborführungen und eine Menge Aufklärungsarbeit hat sich das mit der Zeit gelegt, wie Dr. Eberhard Knoch, Leiter der Niederlassung in Herten, festgestellt hat. Pflanzenschutzmittel stehen im besonderen Interesse der insgesamt neun Mitarbeiter des Institut Fresenius im Zukunftszentrum. "Die Mittel sollen keine chemischen Zeitbomben sein, so etwas wollen wir nicht und so etwas wollen unsere Kunden auch nicht", erklärt der Fachmann. Deshalb werden neue Produkte, aber auch solche, die schon lange auf dem Markt sind, in dem 200 Quadratmeter großen Isotopen-Labor genauen Untersuchungen unterzogen.

Die Radioaktivität ist bei diesen Analysen notwendig, denn nur so kann der Weg des Pflanzenschutzmittels unter den verschiedenen Einflüssen eindeutig nachvollzogen und nachgewiesen werden. Die radioaktive Markierung des Mittels wird in verschwindend geringen Dosen verwandt, so dass für Mitarbeiter und Bevölkerung keine Gefahr besteht. Das Material bleibt während des gesamten Vorgangs im Labor, denn Versuche in der freien Natur finden beim Institut Fresenius nicht statt. "Wir holen uns ein kleines Stück Natur ins Labor hinein", beschreibt Eberhard Knoch den ersten Schritt der Arbeit. Auf unterschiedlichen Feldböden werden dann Wirkung und Nebenwirkungen des Pflanzenschutzmittels über einen längeren Zeitraum beobachtet.

Geprüft wird beispielsweise das Versickerungsverhalten bei starkem Regen - schließlich soll das Pflanzenschutzmittel nicht im Trinkwasser landen. Auch die Verflüchtigung wird genauestens unter die Lupe genommen. Dazu wird das Mittel auf Pflanzen aus der eigenen Zucht aufgetragen. Im Windkanal muss es dann den "Stürmen" standhalten, um später die amtliche Genehmigung für eine Zulassung zu bekommen. Schließlich sollte das Produkt bei starkem Wind nicht plötzlich in Nachbars Garten oder gar in einigen Kilometern Entfernung auftauchen. Nach den Untersuchungen werden die Proben fachgerecht entsorgt.

"Der Stand der Analysen-Technik ist ein anderer als noch vor zehn oder 15 Jahren", erklärt Dr. Eberhard Knoch. Deshalb werden heute auch viele Pflanzenschutzmittel unter die Lupe genommen, die längst auf dem Markt sind. Auf diese Weise sollen auf der einen Seite die Pflanzen bestmöglich geschützt, andererseits aber auch Mensch und Umwelt vor Schäden bewahrt werden.

Die Ergebnisse, die Stefan Bierbrodt und die anderen Mitarbeiter im Labor ermitteln, werden zunächst noch einmal auf Richtigkeit überprüft. Beispielsweise bei Diplom-Chemieingenieur Norman Sado. "Er gehört zwar zum Institut Fresenius, doch ich bin ihm gegenüber nicht weisungsbefugt. Er arbeitet unabhängig und kontrolliert die Analyse noch einmal sehr genau auf mögliche Fehler", erklärt Dr. Knoch. Erst, wenn das Qualitätsmanagement das Okay gegeben hat, gehen die Resultate zum Auftraggeber. Dabei tragen die Ergebnisse das Zertifikat "GLP", was für Gute Labor Praxis steht und turnusgemäß erneuert werden muss.

Auftraggeber für die neunköpfige Hertener Crew sind vor allem Kunden aus der Großindustrie. "Sie haben Interesse an Produkten, die den Verbraucher schützen und die Umwelt nicht negativ beeinflussen. Schließlich wollen sie nicht in die Schlagzeilen geraten", weiß Dr. Knoch. Deswegen entwickeln die Firmen ihre Mittel zunächst im eigenen Hause, ehe sie ihr "Endprodukt" von einem unabhängigen Institut prüfen lassen. Die Fresenius-Kunden kommen aus ganz Europa, aber auch aus den USA und Japan. "Vertrauen spielt dabei eine große Rolle", sagt der Leiter der Niederlassung. Denn während ein Unternehmer aus Deutschland häufiger vorbeikommen kann, um sich ein Bild von dem Stand der Untersuchungen zu machen, kommt ein Auftraggeber aus den USA oder Japan höchstens einmal im Jahr zu einer Laborinspektion nach Herten. "Ansonsten vertraut er auf das, was wir ihm mitteilen", so Dr. Knoch - Vertrauen, das zum Teil schon seit der ersten Stunde im Zukunftszentrum im Oktober 1995 besteht.