Wasserschloss: Historie und Baugeschichte

Die Hauptburg des Hertener Wasserschlosses ist ein rundum von einer Gräfte umgebener Ziegelbau. Sie gilt als Beispielarchitektur aus der Zeit der Spätgotik. Das Schloss wurde erstmals 1376 urkundlich erwähnt. Noch immer zeugen Relikte eines massiven Bergfrieds, im östlichen Teil des Nordflügels in Form einer Säule mit gotischem Kreuzgewölbe, von dem Wehrcharakter der ehemals kleinen Burganlage.

1529 kam die Burg durch Heirat in den Besitz des Bertram von Nesselrode, Erbkämmerer des Herzogtums Berg. Dieser politisch offenbar bedeutsame Mann - er war von 1539 bis 1556 kurkölnischer Statthalter im Vest Recklinghausen - setzte den Ausbau des Hauses fort.

Um 1530 entstand ein vierseitig geschlossenes Kastell mit Eckpavillon-Türmen, die auch heute noch erhalten sind. Gleichzeitig wurde ein rechteckiger Wall mit Eckbastionen errichtet. Durch diese Befestigung hielt die Burg einer Belagerung (1593) während des Truchsessischen Krieges stand.

Um 1650 wurde das Schloss umgebaut. Während dieser Zeit entstand im Ostflügel der große Saal, dessen Decke perspektivisch bemalt wurde. Diese, bei den Restaurierungsarbeiten wiederentdeckte Malerei, ist in Westfalen ohne Beispiel.

Mitte des 16. Jahrhunderts: Ausgestaltung der Schaufassade

Vermutlich vor Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Hofseite des Nordflügels zur Schaufassade ausgestaltet. Der später vorgebaute Wintergarten und der barocke Umbau nach 1687 haben zwar die Schmuckarchitektur zerstört, bei der Renovierung kamen jedoch Spuren zutage, die einen Galeriebau erkennen ließen.

Nach einer Untersuchung durch den Experten Professor Mummenhoff war klar: In den Ecken zu Ost- und Westflügel standen achteckige Treppentürme. Sie waren verbunden durch eine neunachsige Galerie im Mittelgeschoss, die auf einem Sockel von neun offenen, rundbogigen Gewölben im Untergeschoss ruhte. Über jedem Gewölbe war ein Steinkreuzfenster mit halbkreisförmigem Entlastungsbogen.

Im Obergeschoss bot sich dasselbe Bild, allerdings mit niedrigeren Fenstern. Bei der Restaurierung der Fassade wurde auf die Erhaltung der restlichen Schaufassade Rücksicht genommen. Die Hoffassade des Südflügels mit ihrer Säulengalerie bildet ihr Gegenüber.

Brand und Wiederaufbau

1687 vernichtete ein schwerer Brand Teile des Nord- und Westflügels. Der Wiederaufbau durch den Freiherrn Franz von Nesselrode dauerte bis 1702. In dieser Bauperiode wurde die Saalkammer im südlichen Teil des Ostflügels mit barockem Kamin und einer Stuckdecke neu ausgestaltet. Gleichzeitig entstand das Eingangsportal am Westflügel. Seit dieser Zeit ist das Erscheinungsbild der Hauptburg erhalten geblieben. Vermutlich zwischen 1850 und 1870 wurde das Obergeschoss des Südflügels abgetragen.

Das Schloss Herten hatte eine besondere Bedeutung über den örtlichen Bereich hinaus. Seine Besitzer waren einflussreiche Männer und hohe Beamte. Franz von Nesselrode wurde 1702 in den Reichsgrafenstand erhoben, wodurch er Sitz und Stimme in der Reichsversammlung erhielt. Bis ins 19. Jahrhundert hat die Familie fast dreihundert Jahre die Statthalter für das kurkölnische Vest Recklinghausen gestellt. Das Schloss Herten diente als Residenz.

Eigentumsaufgabe und Öffnung für die Bevölkerung

Schloss mit Vorburg / Datum unbekannt

Die Unsicherheit der Jahre nach dem ersten Weltkrieg veranlasste die gräfliche Familie, das Schloss von wertvollem Inventar zu räumen und den Wohnsitz 1920 zu verlegen. Seitdem war das Schloss weitgehend unbewohnt. In der Folgezeit versuchte der Eigentümer vergebens, eine angemessene Nutzung zu finden. Zudem verfiel die Anlage immer mehr.

1974 erwarb der Landschaftsverband Westfalen-Lippe das Schloss und den Schlosspark. Damit wurde erstmals in der Geschichte ein freier Zugang des Schlossparks für die Bevölkerung und für Besucher möglich. Durch die Initiative des Landschaftsverbandes konnte nach aufwendiger Restaurierung von 1974 bis 1989 eine sinnvolle Nutzung für das Schloss realisiert werden. Seitdem steht es für Konzerte, Veranstaltungen und auch Hochzeiten zur Verfügung.

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